Evolution im Alltag

Evolution – Theorie oder Wahrheit? Die Evolution ist nicht nur ein abstrakter Gedanke. Diese wissenschaftliche Theorie, durch Charles Darwin erstmals genau formuliert, hat damals bei ihrer Publikation enorme Wogen geschlagen. Dass die Natur, wie sie jetzt zu beobachten ist, das Resultat natürlicher Selektion ist und nicht die Kreation eines göttlichen Schöpfers, ist für viele Menschen, damals und heute, eine schwer zu akzeptierende Tatsache.
„Das Überleben des Stärkeren“ – so wird die natürliche Selektion oft beschrieben. Das stärkere Männchen wird sich fortpflanzen oder die stärkste Pflanze wird gedeihen. Dabei ist generell ein oft diskutierter Interpretations- und Übersetzungsfehler passiert. „Survival of the fittest“ heißt nicht der Stärkere überlebt, sondern der, der sich am schnellsten neuen Umständen anpassen kann.
Aber die Evolution ist nicht nur eine Theorie, die man durch archäologische Ausgrabungen verschiedener Skelette nachweisen kann, sondern sie ist in unserem Alltag omnipräsent. Es ist nicht nur das Resultat einer Jahrmillionen alten natürlichen Entwicklung, sondern spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle.
Die Evolution im Schnelldurchgang
Wie entwickelt sich eine Spezies? Wieso haben Giraffen längere Halse? Wieso haben verschiedene Menschen andere Hautfarben? Und wie beeinflussen diese Merkmale unser Überleben? Ist es alles Zufall?
Vereinfacht gesehen fängt alles mit einer Mutation in unserem Erbgut an. Bietet diese Mutation uns einen Überlebensvorteil, wird sie privilegiert an die nächste Generation weitergegeben. Ist dies nicht der Fall, wird sie nicht lange bestehen.
Das womöglich beste Beispiel einer evolutionären Anpassung ist derzeit die vieldiskutierte und überaus gefährliche Entwicklung von Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika durch krankheitsverursachende Mikroorganismen. Der unbedachte und viel zu häufig falsche Umgang mit antibiotischen Mitteln hat dazu geführt, dass manche Bakterien eine Resistenz gegen diese Medikamente entwickeln. Dass diese Mikroorganismen ständig diesem „selektiven Druck“ ausgesetzt waren, hat zu Mutationen in ihrem Erbgut geführt. Sie sind von nun an gegen die vorher für sie giftigen Medikamente immun – sie haben sich angepasst, um zu überleben.
Es entstehen die sogenannten „Superbugs“ wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), die derzeit in vielen medizinischen Einrichtungen für Angst sorgen, da sie fast nicht mehr behandelbar sind. Auch Krankheiten wie die Tuberkulose oder Gonorrhoe, die sonst recht einfach zu behandeln waren, sind wieder am Vormarsch und enden immer öfter tödlich.
Manchmal kommt es aber auch vor, dass ein Gen, das eine Krankheit hervorruft, auch ein Überlebensvorteil sein kann. Die Sichelzellenanämie ist eine Krankheit die durch eine Mutation in unserem Gen für Hämoglobin verursacht wird. Rote Blutkörperchen mit einem „kranken“ Hämoglobin können nicht so effizient Sauerstoff transportieren. Nicht unbedingt ein Umstand, der einem einen Überlebensvorteil bietet. Wenn ein Mensch 2 Kopien dieses kranken Gens hat (von Mutter und Vater), ist er sehr krank. Wenn ein Mensch aber nur eine Kopie hat sowie eine gesunde Kopie des Hämoglobin Gens, ist der Krankheitsverlauf viel milder. Interessant bei diesem Fall ist, dass Menschen, die an Sichelzellenanämie leiden, viel weniger anfällig für eine Malariaerkrankung sind. In Gegenden, wo diese Krankheit endemisch ist, ein klarer Überlebensvorteil. Deshalb hat sich die Sichelzellenanämie dennoch durchgesetzt. In verschiedenen Gegenden in Afrika, wo Malaria sehr prävalent ist, tragen bis zu 40% der Bevölkerung diese Mutation.
Kann der Mensch alles kontrollieren?
Domestizierte Pflanzen oder Tiere sind auch gute Beispiele für Evolution in unserem Alltag. Obwohl bei der Züchtung von Hunden, Katzen oder anderen Tieren und Pflanzen schon etwas nachgeholfen wurde, um die evolutionären Schritte zu beschleunigen. In diesen Fällen wurde aber nicht auf einen Überlebensvorteil, sondern eher auf den Vorteil für den Menschen hin gezüchtet. Ein Eingriff in die natürliche Selektion? Sicherlich. Besonders klar wird dieser Umstand, wenn zum Beispiel Hunde wieder in freier Wildbahn leben. Angezüchtete Rassenmerkmale wie Größe, Farbe und Temperament verschwinden zunehmend, da diese Merkmale ihnen im aktuellen Lebensraum kaum von Nutzen sind. Die Hunde werden zunehmend ähnlich unter anderem in ihrem Aussehen, die Grenzen der vom Menschen angezüchteten Rassen verschwinden, da nun andere Merkmale in ihrem neuen Umfeld einen Vorteil bieten und sich durchsetzen.
Dass der Klimawandel auch eine evolutionäre Komponente hat ist vielen nicht bewusst. Steigende Temperaturen führen dazu, dass sich lokale Flora und Fauna anpassen müssen. Passiert dies nicht, so können beispielsweise andere Spezies übernehmen. Wie etwa Malaria und Dengue-übertragende Mücken nur in Afrika zu finden waren, haben sie jetzt angefangen neuen Lebensraum in Südeuropa zu erschließen, da sie in diesem wärmeren Klima auch sehr gut zurechtkommen. Diese Krankheiten sind jetzt nicht nur mehr eine Gefahr, wenn man in die Tropen reist.
Die Evolution ist aber nicht nur ein Phänomen, das man beobachten kann. In der Forschung werden die Prinzipien der Evolution bewusst eingesetzt – die „gerichtete Evolution“ ist ein Prozess, der die Eigenschaften der natürlichen Selektion nutzt, um Proteine, Enzyme und Nukleinsäuren zu verändern und ihre Funktion zu optimieren. So werden durch verschiedene Techniken zufällig Mutationen herbeigeführt, die im besten Falle Mutanten mit verbesserten Eigenschaften hervorbringen.
Wohin nun?
Eine Studie der Harvard Universität hat sogar interessante Hinweise gefunden, dass Autismus weniger eine Krankheit, sondern eher ein Schritt in der evolutionären Entwicklung des Menschen ist. Die Studie hat viele Gene, die uns von unseren Verwandten den Primaten unterscheiden und für unsere menschliche, soziale und geistigen Fähigkeiten verantwortlich sind, auch in die Entstehung von Autismus impliziert. Eine Beobachtung die viele interessante Fragen aufwirft.
Es ist sicherlich ein interessantes Gedankenspiel sich vorzustellen, wohin die Evolution uns in der Zukunft führt. Wie wird der Klimawandel uns beeinflussen? Wie werden sich unsere Körper an neue Bedingungen anpassen? Wie werden wir uns sozial weiterentwickeln? Wer die Evolution versteht, versteht auch wie die Welt sich verändert und kann manchmal einen kurzen Blick in die Zukunft werfen…
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Bibliographie:
- Wikipedia
- Reetz, M. T. (2016). Selected Examples of Directed Evolution of Enzymes with Emphasis on Stereo‐ and Regioselectivity, Substrate Scope, and/or Activity. In Directed Evolution of Selective Enzymes,
- „Die Evolution arbeitet in uns“
- „Evolution Im Alltag“
- „Evolution im Alltag“
- „ZeitAkademie: Die Evolution im Alltag!“
- „Der Mensch ist noch nicht fertig“
- „Autism and evolution“
- „Could Asperger’S and AUtism Be the Next Step in Evolution?”
- “Gentechnik: Wann hebelt der Mensch die Evolution aus?
u.v.m.