Die Traditionelle Europäische Heilkunde – Das Ayurveda der Alpen
Veröffentlicht im luxemburgischen Magazin Revue (Nr 46/2019)
Schulmedizin oder Großmutters Weisheiten? Für viele Menschen stehen diese Einstellungen im Widerspruch. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen aber, dass das eine das andere nicht unbedingt ausschließt. Traditionelle Heilungsansätze kommen nicht nur aus weit entfernten Ländern und sind auch nicht neu – auch hier in Europa gibt es die Traditionelle Europäische Heilkunde oder Medizin (TEH oder TEM), die sich unter anderem vermehrt mit den lokalen Pflanzen und deren Heilkräften auseinandersetzt.
Es trifft gerade den Zahn der Zeit, dass viele Menschen eine Alternative zur gängigen Schulmedizin suchen. Sensationalismus, Angst schüren und einige nicht zu verachtende Skandale haben die medizinische Forschung und die Schulmedizin in Verruf gebracht. Die Gedanken richten sich wieder zum Altbewährtem – Kräuterheilkunde, traditionelle chinesische Medizin, sowie ein steigendes Interesse über unsere Natur und Umwelt liegen derzeit „voll im Trend“. Und zurecht.
Laut WHO werden über 70% der Weltbevölkerung eher durch traditionelle Heilmethoden als durch Schulmedizin behandelt. Schulmedizin versus traditionelle Heilkunst: schließt das eine das andere aus? Manchmal ja, manchmal nein – die Philosophie einer ganzheitlicheren Medizin, die nicht nur Rücksicht auf ein Symptom nimmt, sondern auch den ganzen Körper, den Menschen sowie seine Seele betrachtet, sollte nicht nur Trend, sondern Realität sein. Dabei sollten alle möglichen Erfahrungen und Heilmittel mit in Betracht gezogen werden.
Was genau ist die Traditionelle Europäische Heilkunde?
Traditionelle Heilungsansätze kommen nicht nur aus weit entfernten Ländern und sind auch nicht neu – auch hier in Europa gibt es die Traditionelle Europäische Heilkunde oder Medizin (TEH oder TEM), die sich unter anderem vermehrt mit den lokalen Pflanzen und deren Heilkräften auseinandersetzt. Das „Ayurveda der Alpen“ wurde lange Zeit nur von einzelnen Interessierten und ausgebildeten Heilpraktikern weitergegeben – nun aber gewinnt jede Art der „natürlicheren“ Medizin enorm an Popularität.
Die Traditionelle Europäische Heilkunde (TEH) ist ein nicht ganz genau definierter Bereich, der traditionelle Behandlungsmethoden beinhaltet, die im europäischen Raum entstanden sind. Heutzutage finden diese Methoden immer mehr Anklang – zumal in Bereichen wie Kuranstalten oder Spa’s. Da die Definition der TEH nicht genau abgegrenzt ist, werden oft teils widersprüchliche alternative medizinische Ansätze wie die Kneipp-Medizin, die Kloster-medizin sowie unseriösere Praktiken wie die Homöopathie dazu gerechnet. Die TEH wird aber auch oft als Synonym für die lokale Kräuterheilkunde verwendet.
„Lass deine Nahrung deine Medizin sein und deine Medizin deine Unhung“ (Hippocrates) – die TEH in der Küche
Früher war das Wissen um die heilenden Kräfte der Kräuter sehr oft mit dem Kochen verbunden. So nutzte man nicht nur ihre Wirkung auf unsere Gesundheit, sondern auch ihren Geschmack. So ließ sich oft einmal ein Kochbuch auch als Arzneibuch einsetzen. Im späten Mittelalter, nach der Entdeckung des amerikanischen Kontinents, haben sich die Zutaten der europäischen Küche stark verändert. So waren Pflanzen wie Kartoffeln, Mais oder Chilis vorher nicht vertreten.
Gewürze sowie Kräuter spielten in allen Heilkunden eine ganz besonders wichtige Rolle. Wurde man früher krank, so verhieß dies nichts Gutes – oftmals erlag man der Krankheit. Das Gedankengut, dass unsere Nahrung uns stärkt und uns vor Krankheiten schützt, war damals sehr stark vertreten. So hat sogar Hippocrates die Auswirkungen einer guten Ernährung auf unsere Gesundheit erkannt. Gewürze und Kräuter als Heilmittel – der Gedanke gewinnt derzeit wieder enorm an Wichtigkeit. Dass damals Gewürze enorm wertvoll waren und oft als Arzneimittel gehandelt wurden, spiegelt sich historisch gesehen an dem Wohlstand verschiedener Handelsstädte wie Venedig oder Genua wieder.
Auch aus biochemischer Sicht ist es absolut nachvollziehbar, dass diese Lehren unser Interesse wecken – Pflanzen beinhalten so viele Stoffe, die an verschiedenen Stellen unseres Körpers wirken. Nicht nur in Europa gibt es wertvolles Wissen über traditionelle Heilansätze, sondern weltweit. Seit jeher benutzen die Menschen die Kraft der Natur um sich von verschiedenen Krankheiten zu heilen.
Die traditionelle chinesische Medizin basiert auf Jahrtausenden von Erfahrungswerten. Wir wissen mittlerweile aber auch wie verschiedene Heilmittel der TCM biochemisch auf uns wirken. Dieses Wissen über traditionelle Heilansätze ist von solch einer Bedeutung, dass die UNESCO den Zugang zu traditionellen medizinischen Heilmethoden als immaterielles Kulturerbe eingestuft hat. Mit dieser Entscheidung wurde unterstrichen welche Wichtigkeit traditionelle Heilansätze wieder in der Medizin bekommen. Sogar die WHO möchte dass zum Beispiel diese Kräuterheilkunden in den verschiedenen Ländern in die nationalen Behandlungsrichtlinien aufgenommen werden, um mitunter auch sicherzustellen dass die Qualität der angebotenen Medikamente und Therapien einer akzeptablen Norm entsprechen.
Uraltes Wissen neu interpretiert
Mit den revolutionären Durchbrüchen der (Schul-) Medizin und der medizinischen Forschung ist oft das vorhandene Wissen unserer Ahnen in den Hintergrund gedrängt worden. Es scheint als hätten wir für kurze Zeit den Zugang zu einem Teil unseres kulturellen Erbes verloren. Aber nur kurz – Wissenschaftler, Ärzte und sogar Spitzenköche haben den Weg zur altbewährten Heilkunst wiedererkannt und geöffnet. Und obwohl die Traditionelle Europäische Heilkunst nicht jedem ein Begriff ist, so haben wir dennoch alle ein paar Weisheiten von ihr in unserem Gedächtnis.
Gute Beispiele für hochwirksame Kräuter in der TEH sind zum Beispiel das Arnika, das hauptsächlich (auch mittlerweile in der Schulmedizin) als Wundheilmittel eingesetzt wird. Hopfen, Melisse und Baldrian wirken beruhigend und schlaffördernd. Melisse, Kamille und Ringelblumentee beruhigen den Magen. Das Johanniskraut, das auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin zum Einsatz kommt, wirkt beruhigend und angstlösend – mittlerweile sind die biochemischen Wirkungswege dieses Mittels auch bekannt und beruhen nicht „nur“ auf Erfahrungswerten. Zusammen können Schulmedizin und Naturheilkunde richtungsweisend für die Entwicklung und Philosophie der modernen Medizin sein.
(Es ist aber Vorsicht geboten: obwohl die TEH sicherlich sehr wirksame Mittel beinhaltet, sollte aber bei einer akuten Erkrankung unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.)
Tipps & Tricks: Das wussten schon unsere Großmütter (Quelle: www.salzburgerland.com – TEH)
- Brennnesselsamen wirken positiv auf das Immunsystem.
- Holler- und Lindenblütentee tun gut bei aufziehenden oder akuten Erkältungen.
- Heidelbeeren helfen gegen unspezifischen Durchfall und bei Krampfadern.
- Fichtenspitzen (Maiwipferl) und Kiefernsprossen haben positiven Einfluss auf die Luft- und Atemwege und wirken gegen Muskel- und Nervenschmerzen. Bei Husten hilft ein Maiwipferlsirup aus einem Teil Maiwipferl, vier Teilen Wasser und drei Teilen Zucker.
- Birkenblätter gelten als Entwässerungsmittel.
- Weißdorn wirkt herzstärkend
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Bibliographie
– Wikipedia
– https://www.salzburgerland.com/de/kraeuter-heilkunde/
– https://www.teh.at/teh-verein/teh-therapie/
– https://www.thurerhof.at/unser-teh-bio-naturgarten/teh-traditionelle-europ%C3%A4ische-heilkunde/
– https://www.heilpflanze.at/traditionelle-europaeische-heilkunde-teh/
– WHO
– https://www.susannekaiser.com/%C3%BCber/kr%C3%A4utermedizin/
– https://www.heilkraeuter.de/
– https://www.fitundgesund.at/tem-artikel-2739