„Gebete am Sherabling Hill“
Heute hat mein Vater Mo Geburtstag. Er wäre 66 Jahre alt geworden, aber er ist leider 2009 verstorben. Meine Mutter, meine Schwester und ich waren untröstlich und zutiefst verzweifelt. Unsere Mutter hat ihren Partner verloren, ihren Lieblingsmenschen, meine Schwester und ich unseren Vater und die Welt einen Menschen, der jeden berührt hat, dem er begegnet ist und der auf seine eigene Weise so viel in dieser Welt verändert hat.
Es ist immer schwer Worte zu finden die Trauer beschreiben, aber wer einen geliebten Menschen verloren hat, weiß – Trauer geht nie weg, man lernt nur damit zu leben. Wenn dann jemand irgendwie die richtigen Worte findet, die einen berühren, dann ist man dankbar – dankbar, dass man nicht alleine ist, dankbar, für etwas Positives in all der Trauer und dankbar, dass man nur für einen Moment das Gewicht in der Seele nicht mehr spürt.
Und nach einer Zeit habe ich langsam wieder angefangen zu atmen und langsam wieder angefangen zu leben.
Dann ist meine Oma gestorben, dann mein Opa. Vor etwas über 2 Jahren ist meine Mutter gestorben und vor einigen Monaten ein mir sehr nahestehender Familienfreund. Es hat einfach nie aufgehört – Trauer wurde zu einem festen Bestandteil meines Lebens. Vorbei waren die sorgenfreien Zeiten. Das Leben wird nie wieder gleich sein, viele Menschen, die ich zutiefst geliebt habe, waren tot. Und ich kann gar nicht beschreiben, wie einsam sich das jeden Tag angefühlt.
Aber Trauer hat meine Einstellung zum Leben zutiefst geprägt und beeinflusst wesentlich meine Art und Weise zu leben. Ich bin noch immer hier, ich bin jung und ich habe ein wahnsinniges Glück! Ich musste leider ganz unten ankommen um zu sehen, was mir wichtig im Leben ist und um meine innere Stimme wieder zu hören. Diese Stimme, die ich über viele Jahre unterdrückt habe. Also versuche ich mutig zu sein und jeden Tag zu genießen, der mir großzügigerweise geschenkt wird. Ich werde meinen Träumen nachjagen und nicht mich durch „Was müsste ich tun? Oder was denken die anderen?“ fesseln lassen.
Und in dem Gedanken möchte ich gerne mit Euch einen Artikel teilen, den meine Cousine Steffi geschrieben hat, nachdem mein Vater gestorben war, während ihren Reisen in Indien. Sie hat die richtigen Worte zur richtigen Zeit gefunden und diese Worte haben mich in der Zeit sehr getröstet. Danke Steffi, dass du mich immer zum Lächeln bringst, auch wenn wir uns so selten sehen!
(Ich habe den Artikel übersetzt, und habe versucht die Essenz so gut wie möglich beizubehalten. Das Original ist auf der englischen Seite des Blogs oder hier zu finden.)
„Gebete am Sherabling Hill“ von Stephanie Savage
„Seit ungefähr einem Monat lebe ich nun in der kleinen tibetischen Kolonie Bir im nördlichen indischen Bundesstaat Himachel Pradesh. In der Umgebung des Dorfes, inmitten hoher Kiefernbäume liegt ein Kloster. Auf einem Hügel nahe des Sherabling Klosters hängen viele Hunderte Gebetsflaggen zwischen den Bäumen, die eine Symphonie aus rot, gelb, grün, blau und weißen Mantras ergeben. Manche Gebetsflaggen sind noch neu, andere aber verlieren schon ihre Farben und Ihre Fäden durch den Wind, der die Gebete Faden für Faden mit sich hinweg trägt.
Letzten Samstag bin ich die 7 km durch einen Wald voller zirpenden Zikaden zum Sherabling Kloster marschiert um meine eigenen Gebete auf diesem Hügel zu hinterlassen. In meiner Tasche war ein Foto von meinem „Moni Mo“ (die luxemburgische Version von Onkel Mo), dessen Vorfahren aus Indien stammten. Ich wollte meine eigenen Gebetsfahnen für Moni Mo dort lassen, so dass der Wind auf dem Hügel meine Erinnerungen an ihn und die liebevollen Erinnerungen meiner ganzen Familie über Jahre hinweg tragen kann.
Als ich letztes Jahr meine Reise nach Indien plante, sagt meine Cousine Myriam zu mir :“Mein Vater hätte dir so gerne Tipps gegeben und dir Geschichten über Indien erzählt. Er wird mit dir dort sein.“ Ich wusste, dass dies wahr ist, und vieles, daß ich bisher über die indische Kultur gelernt hatte, war von Moni Mo und seiner Familie. Nanima und Dada (seine Eltern, die wir mit dem indischen Namen für Oma und Opa nannten), lebten in unserer Nähe in Kanada und waren wie Großeltern für meine Schwestern und mich. Es war in Nanima’s nach Masala-riechenden Küche, dass ich mich in Samosas verliebt habe (noch immer die besten, die ich je gegessen habe), und wo ich mich als Fünfjährige gefreut habe, mit den Händen essen zu dürfen. Es sind seitdem viele Jahre vergangen, aber ich esse nun wieder mit den Händen..und es ist noch immer so befriedigend! Die mysteriösen und ungewohnten Artefakte ([aus Afrika]) in ihrem Wohnzimmer waren faszinierend für uns und jedes Mal, als wir sie besuchten, haben wir uns gefreut mit Nanima’s alten und farbenprächtigen Saris spielen zu dürfen.
Mit den schneebedeckten Dhauladhar Bergen als Zeugen, habe ich die Gebetsflaggen neben Moni Mo’s Foto aufgehängt und an sein großes Herz und seinen scharfen Sinn für Humor gedacht. Ich saß dort mit gekreuzten Beinen inmitten der tanzenden Farben und habe den gurrenden Tauben zugehört und den Geruch von heißen Kiefernnadeln eingeatmet. Moni Mo’s Flaggen sind jetzt Teil der Gebete, die hier von vielen Menschen aufgehängt wurden, damit sie am Sherabling Hill mit dem nordindischen Wind hinweg getragen werden.“