Nie wieder Schuldgefühle!

Du weißt vielleicht, dass ich gerne koche, und du weißt vielleicht, dass ich Biochemikerin bin (#wahrheit), aber das ist noch nicht alles. Wie die meisten Menschen erlebe ich jeden Tag Situationen und Gedanken, die mich eine Weile nicht loslassen. Und da verschiedene Ereignisse der letzten Monate und Jahre mir echt den Glauben an die Menschheit haben verlieren lassen, habe ich entschieden meine Plattform hier zu nutzen, um einige dieser Gedanken zu verbalisieren. Alles in der Hoffnung in dir, meinem Leser, vielleicht einen Gleichgesinnten zu finden.
Es hat Monate gedauert, bis ich den Mut hatte, einen Post entlang dieser neuen Linie zu posten – ich hatte Angst vor dem Urteil der Menschen. Zu persönlich – vielleicht! Aber ich sehe jeden Tag Menschen mit dem gleichen innerlichen Zwiespalt, die ihre Situation einfach akzeptieren. Manchmal ist es aber auch für mich schwer meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, also bitte ich dich um ein bisschen Geduld – der Wortschmied in mir braucht noch ein bisschen Übung! 😊
Eigentlich sollte ich ja diesen Beitrag so schreiben, dass du einen guten Ratschlag bekommst oder einen schnellen Tipp. Aber ich habe mich jetzt einmal entschieden dir einen Teil meiner Geschichte zu erzählen – ein kleiner aber für mich wichtiger erster Schritt! I
Diese letzten Wochen haben mich sehr durcheinander gebracht: letztes Jahr habe ich mich mit diesem Blog auf den Weg ins Ungewisse gemacht und es war das größte Abenteuer, das ich bis jetzt erlebt habe. Aber nach diesem sehr lustigem aber auch sehr emotionalen Sommer fühle ich mich down – und ich werde dieses Gefühl einfach nicht mehr los!
Wo kommt dieses Gefühl her? Ich bin als zweites Kind typischer Baby-Boomers aufgewachsen und man hat mir von allen Seiten mehr als einmal gesagt: „Du wirst immer härter arbeiten als andere!“
“Wieso?”, hab ich gefragt.
Und die häufigste Antwort war: „Na, weil du ein Mädchen bist..“
Ich habe diesen Blog als Hobby gestartet, aber jetzt in Retrospektive sehe ich, dass einer der Gründe wieso ich mich so reingekniet habe war, dass ich mich von verschiedenen Erwartungen lösen wollte, die ich glaubte erfüllen zu müssen. Es war damals keine bewusste Entscheidung, eher ein unstillbarer innerer Antrieb, der meine Entscheidungen lenkte – ich habe es erst viel später verstanden.
Unverheiratet, kinderlos und in meinen Mitt-30ern (und daher natürlich irgendwie nicht normal, unerfüllt und ein kein volles Mitglied der Gesellschaft), habe ich in letzter Zeit meine Rolle und Verpflichtungen als Frau und als Mensch gründlich überdacht. Ich war immer ein gutes Mädchen, ein braves Mädchen und habe immer gemacht, was man mir gesagt hat: ich habe hart gearbeitet, wie ein gutes Mädchen! Ich habe alles abgeschlossen, was ich angefangen habe, wie ein gutes Mädchen. Ich habe meine Studien erfolgreich abgeschlossen, wie ein gutes Mädchen, und ich habe einen Job gesucht, wie ein gutes Mädchen!
Ich bin inmitten dieser schleichenden Stereotypen aufgewachsen, die dich glauben lassen, dass du verschiedene Dinge tun musst, obwohl du nicht willst. Es ist unhöflich Nein zu sagen. „Sei ein braves Mädches!“ – ich war süß, höflich und wollte nur jedem gefallen und es jedem Recht machen. Ich hatte nie meine eigene Form, immer nur die Form, die ich von meiner Außenwelt angenommen habe. Ich war so darauf bedacht anderen zu gefallen, dass ich nicht bemerkt habe, dass ich den komplett falschen Weg eingeschlagen habe. Arbeit sollte immer Arbeit sein, und keinen wirklichen Spaß machen. Wenn du hart genug arbeitest, fleißig bist, dann kannst du dir ein gutes Leben aufbauen, ein Haus, ein paar Kinder etc. etc. dann passt du in diese schöne Schablone, die für dich bereit steht!
Und sogar an den Momenten, wo sich mein Unterbewusstsein gemeldet hat und mir Zweifel bezüglich meiner Situation und meinen Entscheidungen aufgekommen sind, habe ich nichts gesagt. “ Das kannst du nicht machen!“ habe ich mir schon fast als Mantra vorgesagt. „Du musst weiter machen!“ „Jetzt ist es eh schon zu spät!“ Ich hatte meine Entscheidungen gefällt und musste nun die Konsequenzen tragen. „Krempel deine Ärmel hoch und verbeiß dich in deine Aufgaben, bis du Erfolg hast!“ Hartnäckig und zu jeden Preis. Das haben uns unsere Mütter beigebracht, nicht wahr?
Und diese Einstellung hat mich durch so manche schwere Zeiten getragen – und das ist auch gut so! Es ist nicht falsch hart für ein Ziel zu arbeiten, aber es ist tragisch seine Lebensenergie für ein falsches Ziel herzugeben, nur weil man glaubt, es sei das Richtige. Mein Selbstwertgefühl und das Gefühl eine tolle Leitung erbracht zu haben waren davon abhängig, was mein Umfeld und die Gesellschaft von mir dachten: ich schreitete einen Lebensweg entlang, die die Menschen verstehen und deshalb auch respektieren konnten. Ich war eine brave Schülerin, eine gute Studentin, eine gute Akademikerin – ein gutes Mädchen.
Bis ich es nicht mehr war. Ich konnte nicht mehr so weiter machen und plötzlich war es, als hätte sich ein Schleier gelüftet: ich war so beschäftigt jedem zu gefallen, dass ich mich in dem Prozess selbst vergessen habe. Und ich habe angefangen Nein zu sagen. Ich habe angefangen meine eigene Person zu sein anstatt die, die ich glaubte sein zu müssen. Und auf einmal passte ich nicht mehr so gut in diese Schablone, die für mich reserviert war und sie platzte aus allen Ecken. Kannst du dir diese Erleichterung vorstellen? Wenn du anfängst für dich selber zu entscheiden und nicht jeden mehr gefallen zu wollen? Es ist als hätte ich zum ersten Mal tief Luft geholt!
Das Gefühl, als ich das erste Mal eine Einladung abgelehnt habe weil ich einfach nicht gehen wollte und ich meine Zeit anders nutzen wollte war extrem bestärkend und teils auch fast berauschend! Es gibt dir Unmengen an Selbstvertrauen, weil du jetzt selbst entscheidest. Ich weigerte mich meine sehr limitierte Energie Sachen herzugeben, die für mich keinen Sinn mehr machten oder mir die Energie raubten. Und es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe! Und dann hat es angefangen interessant zu werden. Mein Umfeld verstand auf einmal nicht mehr, was ich machte und wer ich war! Ich habe mir erlaubt selbst über meine Zeit und meine Energie zu bestimmen und sie für etwas einzusetzen, was mir Freude macht! Meine Arbeit macht mir nun Spaß und mein Selbstwertgefühl hängt von keinem anderen mehr ab! (theoretisch 🙂 )
Nein zu sagen ist nicht selbstsüchtig und nach sich selbst zu schauen auch nicht. Aufhören allen alles Recht zu machen ist nicht unhöflich, obwohl bereite dich einmal auf etwas Widerstand vor, wenn du deine Einstellung änderst – Menschen mögen keine Veränderungen:) Nenn mich rechthaberisch, egoistisch oder generell eine „Hexe“! Ich wache jeden Tag mit einem leichten Herzen und einer vibrierenden Motivation auf und wünsche dir das Gleiche!
Also bleib dran – denn wir sind noch lange nicht fertig!
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